Ergebnisse Aidrating 2009

Ergebnisse AidRating 2009:
Nicht nur eine Rangliste. Medienkonferenz an der Archstrasse zu den Ergebnissen!

Ergebnisse AidRating 2009:
Nicht nur eine Rangliste. Medienkonferenz an der Archstrasse zu den Ergebnissen!
Am 9. November ist die OECD-Beurteilung der Schweizer Entwicklungszusammenarbeit vorgestellt worden. Das heisst “Peer Review“. Eine solche erfolgt alle 4 Jahre. Nachdem seit der letzten, also 2005, einiges geschehen ist, konnte man ihr mit Interesse entgegensehen.
Die DEZA liebt es, auch kleinste Ereignisse, bei denen die Schweizer EZA gelobt wird, im Aufmacher breit zu streuen. Das eigentlich seltene und wichtige Ereignis wurde demgegenüber nur verhalten kommentiert. Dies ist ein Hinweis darauf, dass die deutliche Kritik, zwar wie üblich diplomatisch gehalten und eingehüllt in lobende Passagen, durchaus als solche wahrgenommen worden ist.
Besonders aufgefallen sind uns die folgenden Empfehlungen, sinngemäss übersetzt:
Was wir lasen:
„Die Anstrengungen der Schweiz zur verbesserten strategischen Kohärenz in der EZA werden willkommen geheissen.“
Was wir verstanden:
„Endlich wird etwas gegen die Verzettelung der Themen getan und die EZA besser auf wichtige Themen ausgerichtet, vor allem auf Armutsbekämpfung und Nachhaltigkeit.“
Was wir lasen:
„Die Schweiz sollte ihre Bemühungen um Information … der Öffentlichkeit steigern, und … systematischer über die Wirkung ihrer Programme berichten.“
Was wir verstanden:
„Bitte mehr Transparenz in der Berichterstattung und mehr Information zu den Ergebnissen eurer Arbeit“.
Was wir lasen:
„Um mehr Wirkung bei der Armutsbekämpfung zu erzielen, sollte die Schweiz ein Ziel von 0.5% BIP und höher ins Auge fassen… Dabei sollte die wirksamste Nische gesucht werden. Entwickelt dabei eine transparentere Zusammenarbeit mit NGOs … und anderen Partnern.“
Was wir verstanden:
„Erhöht die Entwicklungshilfe-Budgets, und tut gleichzeitig etwas für mehr Wirksamkeit und transparentere Zusammenarbeit mit euren Partnern“.
Was wir lasen:
„Zur Verstärkung der organisationalen Reform sollte die Schweiz … vorhandenes Expertenwissen pflegen, … Evaluation als Instrument nutzen, um sich klare Ziele zu geben, … einen systematischeren Management-Ansatz suchen, … und den Bestand an Mitarbeiterwissen in Hinblick auf die neuen strategischen Ziele erhalten. “
Was wir verstanden:
„Führt ein professionelleres Management ein und vermeidet, dass die Felderfahrung verlorengeht und sich eure Ämter noch weiter bürokratisieren“.
Es gab natürlich noch mehr, so etwa Lob für den humanitären Bereich und für die multilaterale Präsenz der Schweiz. Auch dem können wir ganz gut folgen.
Was die DEZA sagt: In seiner vorsichtig-gedämpften Stellungnahme sagt DEZA-Direktor Martin Dahinden abschliessend, an die Schweizer Öffentlichkeit gerichtet: „Ich wünsche, dass mehr über das Wie, und weniger über das Ob der internationalen Zusammenarbeit Debatten geführt werden.“
Wir verstanden das als DEZA-Selbstkritik: Eben zum „Wie“ der EZA haben wir in den letzten Jahren eine ganze Reihe von Vorschlägen gemacht und veröffentlicht, denn wir wollen schon lange mehr Transparenz, bessere Evaluation und mehr Wirkung.
Bis jetzt hat sich die DEZA jedoch schwer getan mit dem „Ob“. Nämlich „ob“ sie bereit ist, sich mit den Ideen einer NGO wie IDEAS AidRating zu befassen.
Jan Stiefel

Am 9. November hat die OECD ihre » Beurteilung der Schweizer EZA veröffentlicht. Dies geschieht alle 4 Jahre und nennt sich „Peer Review“.Lob gibt es dabei immer, das gehört zum Ritual. Interessanter sind die Empfehlungen. Die OECD wünscht sich:
-mehr Transparenz gegenüber der Öffentlichkeit
-weniger Verzettelung
-Klarere Kriterien der Zusammenarbeit mit anderen Organisationen
-Mehr Professionalität
» Glosse

Die Weltwoche von heute hat den Bericht der GPK-S aufgegriffen und zitiert aus dessen brisantem Inhalt (siehe weiter unten).
Auch die IDEAS AidRating-Studie vom November 2008 wird erwähnt und die negativen Korrelationen, die wir dabei gefunden haben. Diese bedeuten, wie richtig zitiert: Hohe Anteile DEZA-Gelder gehen einher mit geringer Transparenz. Die zugrundeliegenden Daten aus der Studie wollen wir hiermit der breiteren Öffentlichkeit zur Verfügung stellen.
Der DEZA haben wir am 10. September auf Grundlage der Ergebnisse unsere Mitarbeit bei der Verwirklichung transparenter und wettbewerbsfördernder Massnahmen angeboten. Eine Antwort steht noch aus.
Terroristen sind dieser Tage nicht am Werk, keine Menschenleben sind in Gefahr. Doch das Bild drängt sich heute auf: Die selbstgewählten Elfenbeintürme der DEZA und der Entwicklungs-NGOs wackeln bedenklich.
Die Geschäftsprüfungskommission des Ständerates (GPK-S) hat soeben Empfehlungen betreffs Zusammenarbeit mit NGOs besonders an die Adresse der DEZA gerichtet, die es in sich haben, und fordert den Bundesrat auf:
Nachdem man uns bei AidRating bisher ausgegrenzt und unsere Seriosität in Zweifel gezogen hat, sehen wir unsere Befunde in wesentlichen Teilen von offizieller Seite bestätigt: Monopole, kartellartige Strukturen, kaum Transparenz.
Die DEZA und die von ihr bevorzugte Zertifizierungsstelle ZEWO, deren Versagen im eigenen Kernbereich offensichtlich wird, schweigen auf ihren Homepages bisher (11.9.09) betreten dazu.
Der Bundesrat sollte bis Februar 10 Stellung nehmen. Wir sind gespannt!

Ende August sind die Empfehlungen der ständerätlichen Geschäftsprüfungskommission veröffentlicht worden (datiert 21. August 2009), welche ihrerseits den Bericht der Parlamentarischen Verwaltungskontrolle PVK vom 10. Juni 2009 zur Grundlage nimmt, betitelt „» Zusammenarbeit der Bundesverwaltung mit Nichtregierungsorganisationen„.
Gemäss der Untersuchung fehlt es der DEZA bei der Wahl der Partner und der Mittelvergabe an NGOs (2008: 198.3 Mio CHF) an Transparenz und an Instrumenten, die Nutzung wirksam zu kontrollieren und Missbräuche zu vermeiden.
Wörtlich heisst es da, die Instrumente seien ungenügend bei:
„Risiko eines zweckentfremdeten Einsatzes der Bundesgelder seitens der NGOs / Risiko der Entstehung monopolähnlicher Strukturen durch gewohnheitsmässige Finanzierung / Risiken problematischer gegenseitiger Abhängigkeiten und Verflechtungen zwischen der Bundesverwaltung und den NGOs“
» Medienmitteilung der GPK-S
Beeindruckend die offene und unmissverständliche Sprache, mit der auf die fehlende Transparenz in der Branche und die monopolartigen Strukturen hingewiesen werden. Wir sehen unter anderem Phänomene einer selbstverliebten Branche bestätigt, die wir seit Jahren beobachten. » Kommentar siehe unser Blog.

Mikrokredite, Mikrofinanz: Echte Alternative oder gefährliches Hype? Jan Stiefel von AidRating nimmt Stellung im Winterthurer Landboten. Einen brauchbaren Code für die Mikrofinanzbranche, der sich mit Chancen und Risiken auseinandersetzt, gibt es bisher nicht.
In einem Merkblatt zu Mikrofinanz haben wir von AidRating ein paar wichtige Bedingungen zusammengestellt, die beim Einrichten von Mikrofinanz-Produkten aus Entwicklungs-Sicht berücksichtigt werden sollten.
Am 21. August war diesjähriger DEZA-Tag.
Dazu haben wir eine Medienmitteilung
versandt.
Es ging um Entwicklung und Klimawandel.
Rund 2500 Personen waren zugegen, das Hallenstadion wirkte fast festlich.
Die Redner sagten Wichtiges, da und beim Podium kam mehrmals Applaus auf.
Das Thema ist wichtig. Dennoch: Die Schweizer Entwicklungszusammenarbeit und ihre Leistung kam kaum zur Sprache. Und das wäre doch der Sinn der Veranstaltung..
Wir horchen auf: Was wird da behandelt, und wo ist dieses „Recht“ einzufordern? Was kann die Öffentlichkeit in vier Stunden erwarten?
Wir von AidRating befassen uns seit 1994 mit Entwicklungsfragen. Als Gegenmittel zur Routine hätten wir folgende der Tagesaktualität entnommene „Fragen aus der Zivilgesellschaft“…
Schon wieder lese ich irgendwo in den Medien von Mikrokrediten für Arme. Sie seien, steht da, auch für hiesige Kleinanleger interessant.
Kann sein. Aber sind sie darum auch gut für die Kleinkredit-Nehmer? Im gegenwärtigen Hype um Mikrokredite glaubt wieder mancher, wenn er das Wort anwendet, sei er gleich eine Art Entwicklungsexperte.
Eine alte Wahrheit im Entwicklungswesen aber heisst: Erst muss ich die Problematik verstehen, bevor ich mit Rezepten dreinfahre. Und einmal mehr wird diese Wahrheit sträflich missachtet. Diesmal, weil anscheinend verunsicherte Anleger (nicht nur Männer) und ihre Agenturen nach dem blauen Börsen-Wunder nach Möglichkeiten suchen, ihr Geld doch noch irgendwo sicher anzulegen. Gewinnbringend dazu. Und, wie es scheint, mit einem Gewissens-Bonus obendrein.
Mikrokredite sind nämlich nur sinnvoll, wenn sie unter ganz bestimmten Kriterien angewendet werden. Ein paar Beispiele: Zunächst muss die Gesellschaft im Zielland ausreichend monetarisiert sein, d.h. in Geldwirtschaft bewandert. Das ist nicht selbstverständlich. Dann dürfen sie nicht traditionelle Solidarität aushebeln: Wenn etwa ein(e) Mikrokreditnehmer(in) nicht mehr an Gemeinschaftsaktionen teilnimmt oder nehmen kann, weil sie eben die Raten und Zinsen erwirtschaften will oder muss, dann schadet das der ganzen Gemeinschaft. Häufig betrifft das traditionelle Gemeinschaftsarbeit, etwa gemeinsames Kinderbetreuen, oder Pflege von Gemeinschaftsbesitz wie Allmenden oder Bewässerungsanlagen.
Neulich hörte ich von einem besonders problematischen Beispiel: Ein junger Mann will in Kamerun als „sozialer Unternehmer“ tätig sein. Seine Wirkung wurde beispielhaft dargestellt mit der Geschichte einer Frau, die wie Tausende ihresgleichen Maniokmehl röstet und auf dem Markt verkauft. Sie habe nun mehr Umsatz und damit Geld, ihre Kinder länger in die Schule zu schicken. Also: Gute Wirkung.
Aber nur für sie. Was bei dieser Art Tunnelblick verloren geht, ist: Gesamthaft hat sich nichts verändert, man darf annehmen, der traditionelle Markt für Maniokmehl ist gleich gross geblieben, da er schon lange besteht. Die Frau hat also ihren Umsatz auf Kosten anderer Anbieterinnen ausgeweitet. Die haben nun weniger, deren Kinder können nicht mehr zur Schule, usw. Hauptfolge dieses „guten“ Projektes: Erhöhung der Ungleichheit in der Zielgruppe.
Und auch wenn dies nicht so ist, sind Mikrokredite problematisch. Etwa wenn sie reiner Konsumsteigerung dienen, anstatt zu einem gesamtwirtschaftlichen Mehrwert beizutragen. Solcher Mehrwert bedeutet etwa Erschliessung neuer Produkte und Märkte, Abfederung von Risiken (wie etwa Verarmung durch Krankheit ohne Behandlung), und was dazu gehört. Man könnte auch sagen: Wichtig ist der problembezogene Lösungsansatz. Das klingt einfach, ist aber für Ungeschulte schwer durchschaubar.
Mikrokredite sind, bei vorsichtiger Einbettung, eines von vielen möglichen Hilfsmitteln. Auch im besten Fall brauchen sie begleitende Massnahmen, wie Schulung usw.
Wenn die Warnungen nicht beachtet und die Menge der Kredite immer umfangreicher werden, passiert zuletzt etwa folgendes: Einige Auserwählte im Süden werden mit Mikrokrediten angefüttert, um mehr zu konsumieren. Um weiterhin mehr konsumieren zu können, nehmen sie weitere Kredite. Nun müssen sie aggressiver Umsatz machen und drängen ihre Konkurrenz weiter in die Armut. Das Gefälle wächst, statt zu schwinden.
Steigt die Lebensqualität? Das kann bezweifelt werden. Denn nun müssen sie mehr arbeiten und vielleicht ihre Ellbogen mehr gebrauchen. Die nächste Rate will bezahlt sein. Und so sind sie es, die über die Zinsen die Kreditgeber-Institute und über diese hinaus die Rendite der Anleger bei uns bezahlen.
Und die glauben allen Ernstes, etwas Gutes getan zu haben. Was Sie Ihre Bank fragen sollten: Auf aidrating.org vom 26.8.09 gibt es ein Merkblatt zu „Wann sind Mikrokredite sinnvoll, wann nicht?“
IDEAS
c/o Prohaska
Regensbergstr. 239
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(bis Dez 2017:
Postfach 1992
8401 Winterthur)
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