Die OECD und die Schweizer EZA
Am 9. November ist die OECD-Beurteilung der Schweizer Entwicklungszusammenarbeit vorgestellt worden. Das heisst “Peer Review“. Eine solche erfolgt alle 4 Jahre. Nachdem seit der letzten, also 2005, einiges geschehen ist, konnte man ihr mit Interesse entgegensehen.
Die DEZA liebt es, auch kleinste Ereignisse, bei denen die Schweizer EZA gelobt wird, im Aufmacher breit zu streuen. Das eigentlich seltene und wichtige Ereignis wurde demgegenüber nur verhalten kommentiert. Dies ist ein Hinweis darauf, dass die deutliche Kritik, zwar wie üblich diplomatisch gehalten und eingehüllt in lobende Passagen, durchaus als solche wahrgenommen worden ist.
Besonders aufgefallen sind uns die folgenden Empfehlungen, sinngemäss übersetzt:
Was wir lasen:
„Die Anstrengungen der Schweiz zur verbesserten strategischen Kohärenz in der EZA werden willkommen geheissen.“
Was wir verstanden:
„Endlich wird etwas gegen die Verzettelung der Themen getan und die EZA besser auf wichtige Themen ausgerichtet, vor allem auf Armutsbekämpfung und Nachhaltigkeit.“
Was wir lasen:
„Die Schweiz sollte ihre Bemühungen um Information … der Öffentlichkeit steigern, und … systematischer über die Wirkung ihrer Programme berichten.“
Was wir verstanden:
„Bitte mehr Transparenz in der Berichterstattung und mehr Information zu den Ergebnissen eurer Arbeit“.
Was wir lasen:
„Um mehr Wirkung bei der Armutsbekämpfung zu erzielen, sollte die Schweiz ein Ziel von 0.5% BIP und höher ins Auge fassen… Dabei sollte die wirksamste Nische gesucht werden. Entwickelt dabei eine transparentere Zusammenarbeit mit NGOs … und anderen Partnern.“
Was wir verstanden:
„Erhöht die Entwicklungshilfe-Budgets, und tut gleichzeitig etwas für mehr Wirksamkeit und transparentere Zusammenarbeit mit euren Partnern“.
Was wir lasen:
„Zur Verstärkung der organisationalen Reform sollte die Schweiz … vorhandenes Expertenwissen pflegen, … Evaluation als Instrument nutzen, um sich klare Ziele zu geben, … einen systematischeren Management-Ansatz suchen, … und den Bestand an Mitarbeiterwissen in Hinblick auf die neuen strategischen Ziele erhalten. “
Was wir verstanden:
„Führt ein professionelleres Management ein und vermeidet, dass die Felderfahrung verlorengeht und sich eure Ämter noch weiter bürokratisieren“.
Es gab natürlich noch mehr, so etwa Lob für den humanitären Bereich und für die multilaterale Präsenz der Schweiz. Auch dem können wir ganz gut folgen.
Was die DEZA sagt: In seiner vorsichtig-gedämpften Stellungnahme sagt DEZA-Direktor Martin Dahinden abschliessend, an die Schweizer Öffentlichkeit gerichtet: „Ich wünsche, dass mehr über das Wie, und weniger über das Ob der internationalen Zusammenarbeit Debatten geführt werden.“
Wir verstanden das als DEZA-Selbstkritik: Eben zum „Wie“ der EZA haben wir in den letzten Jahren eine ganze Reihe von Vorschlägen gemacht und veröffentlicht, denn wir wollen schon lange mehr Transparenz, bessere Evaluation und mehr Wirkung.
Bis jetzt hat sich die DEZA jedoch schwer getan mit dem „Ob“. Nämlich „ob“ sie bereit ist, sich mit den Ideen einer NGO wie IDEAS AidRating zu befassen.
Jan Stiefel