Effektiver Altruismus, Give Directly et al.

In den vergangenen Jahren hat man immer wieder gehört vom  „effektiven Altruismus“ und von Organisationen wie „Give Well“ oder „Give Directly“. Wir werden seither immer wieder zu unserer Meinung dieser „Bewegung“ gegenüber gefragt. Hier beispielhaft Interviewfragen, gestellt im Januar 2018 von einer Schweizer Uni-Absolventin für ihre Bachelor-Arbeit.

Interviewfragen –  IDEAS Aid Raiting

Vorbemerkung AidRating: Wir betrachten in erster Linie Transparenz und Wirkung von Organisationen der Entwicklungszusammenarbeit (EZA), d.h. der Tätigkeiten, die zu einer besseren Bewältigung des Lebensumfeldes in „Entwicklungsländern“ durch die Menschen dort führen sollen. Die Antworten beziehen sich stets auf diese Grundvoraussetzung.

Spenden

  1. Sie messen NGO’s nach Ihrer Transparenz und Qualität. Wie sehen Sie die derzeitige Situation im Schweizer Spendenmarkt? Sind die Hilfswerke gut aufgestellt, ist Ihre Wirkung transparent?

Wir messen die Transparenz, nicht die „Qualität“. Letztere sollte Gegenstand der Debatte werden, ermöglicht durch Kenntnis der Ziele und Tätigkeiten -dank „Transparenz“.

Die Berichterstattung der grossen Hilfswerke war nie besonders transparent, am wenigsten wenn finanziert von der DEZA, also der staatlich kontrollierten EZA. Das konnten wir schon vor Jahren statistisch belegen (LINK)

Man muss annehmen, dass weniger an wünschbarer Wirkung erzielt wird als behauptet. Die grossen und bekannten Hilfswerke hängen inzwischen fast völlig von der DEZA ab, Spenden spielen eine immer geringere Rolle.

Es gibt aber viele kleine und kleinste Hilfswerke, wo oft mit viel Herzblut und Redlichkeit versucht wird, zu helfen. Obwohl sie oft Knowhow und Finanzen gut gebrauchen könnten, bleiben sie bei der undurchsichtigen staatlichen Geldzuteilung meistens aussen vor.

 

  1. Glauben Sie, dass die Mehrheit von NGO’s momentan genug effektiv agieren? Braucht es Ihrer Meinung nach eine evidenzbasierte Wirkungsmessung?

Zum ersten Teil Ihrer Frage: Bei Hilfswerken unter DEZA-Einfluss: Nein. Je mehr staatliche Gelder, desto träger werden sie. Bei anderen: Können fallweise gute Arbeit leisten.Da die führenden Agenturen hier keine taugliche Richtschnur bieten, muss das im Einzelfall ermittelt werden.

Zum zweiten Teil:

  1. Wirkungsmessung oder besser –abschätzung aufgrund von geeigneten Indikatoren wäre gut und zu fördern.
  2. „Evidenzbasierte“ Wirkungsmessung, wie sie jetzt als Modebegriff kursiert, ist untauglich, solange dabei gezielt und damit unzulässig vereinfacht wird: Ohne angemessene Grundlage, also willkürlich werden Einzelaspekte herusgepickt, in Zahlen verwandelt und als Erklärung für komplexe Gesamtzusammenhänge ausgegeben. Es handelt sich um klassische Pseudowissenschaft, die Verwirrung stiftet und hoffentlich bald wieder verschwindet.

 

  1. Sehen Sie einen Handlungsbedarf, um eine evidenzbasierte Entwicklungshilfe mit Wirkungsstudien zu fördern? Oder glauben Sie weniger, dass Wirkungsstudien sinn machen?

Wenn es um Indikatoren wir unter 2 a) erörtert: Ja, kann nützlich sein. Am besten aber ist es, wenn in den Projekten selber schon ein Wirkungsmonitoring eingeplant ist. Wenn zu b) gehörig: Irreführend. Schnellstmöglich auf den Kehricht damit.

 

  1. Sehen Sie es positiv, dass es schon nur in der Schweiz eine so hohe Anzahl an Hilfswerken gibt?

Ja Vielfalt bringt Zuganz zu Erfahrungen auch von hiesigen Akteuren, und sie bringt Diversität.

 

  1. Sehen Sie eine Relevanz, dass Privatspender effektiv spenden? Oder ist es wichtiger, dass sie überhaupt spenden?

Wir finden sinnvoll, wenn sich Leute beim Spenden Gedanken machen über Ursachen und Zusammenhänge, und wenn sie sich mit Tätigkeiten und Zielen der betreffenden Hilfswerke auseinandersetzen. Wir brauchen mehr Bewusstsein darüber, in was für einer Welt wir leben, und warum es Privilegierte gibt und andere. Spenden nur um sich gut zu fühlen oder sein Gewissen zu beruhigen halten wir für fragwürdig.

 

  1. Studie über effektives Spendenzeigen, nur 20% der Spender sind tatsächlich interessiert, was die Spende oder das Hilfswerk tatsächlich nützt, sehen Sie hier Handlungsbedarf?

Ja, siehe Antwort zu Frage 5. Genau deswegen finden wir auch Transparenz nötig.

 

  1. Ist es in der Pflicht der Privatspender, des Hilfswerkes oder des Staates, dass Spenden effektiver werden? Oder soll spenden weiterhin aus einem Mitgefühl getan werden und weniger aus dem Effizienzgedanken?

Man kann es nicht zum Gesetz erheben. Aber mehr Auseinandersetzung mit den Ursachen wäre nicht nur für gezielteres Spenden gut, sondern auch für uns: Mehr Nachdenklichkeit darüber, woher unser Wohlergehen stammt, wie es mit dem Rest der Welt zusammenhängt. Auch Empathie darf dazugehören, die über das Ansehen trauriger Kinderaugen hinausgeht.

 

  1. In einem Artikel des EA habe ich gelesen, dass Privatspender diese Hilfswerke erhalten, welche sie verdient haben? Wären Hilfswerke effektiver, wenn wiederum Privatspender mehr auf die Effektivität achten würden?

Diese Frage verstehe ich nicht.

 

  1. Sie kritisieren die Zewo ziemlich scharf, da diese eher einen Fokus auf die Buchhaltung und Administrativen Kosten setzen und weniger auf Wirksamkeit und Transparenz. Glauben Sie, dass die Zewo ihre Standards verändern muss, damit sie in der Schweiz weiterhin ernstgenommen wird?

Es sollte Alternativen zur ZEWO geben, damit die Menschen eine Wahl haben und die jeweils angewandten Kriterien vergleichen können. Darum versuchen wir, ein alternatives Siegel zu lancieren. ZEWO betrifft im übrigen nicht nur EZA, sondern alle möglichen Arten von Hilfswerken und ist allein darum schon sehr unspezifisch.

Übrigens hat die ZEWO einen weiteren Makel, der weitgehend unbeachtet bleibt: Das ZEWO-Zertifikat wird missbraucht als eine Art DEZA-Filter zum Fernhalten unerwünschter Hilfswerke: Es wurde bisher von der DEZA als Vorbedingung für finanzielle Beiträge gestellt.

  1. Führen Sie in Zukunft weiterhin eine Transparenz Rangliste durch?

Wenn mehr Kräfte und Mittel zur Verfügung stünden, täten wir dies und noch mehr.

 

Effektiver Altruismus

  1. Wie stehen Sie allgemein zur Bewegung des Effektiven Altruismus? Ist es ein Thema bei Ihnen? Oder halten Sie, deren Bewegung für nicht so relevant?

Eine Modeströmung, unseres Erachtens ausgeheckt von Schreibtischtätern und Erbsenzählern in den USA, die keine Ahnung haben von den Realitäten vor Ort. Hoffentlich verschwindet sie bald.

 

  1. Ist es positiv, wenn Hilfswerke nach der reinen Effektivität ausgesucht werden?

 

Wen Sie das in der engen Definition des „Eff. Altr.“ meinen, dann ist die Antwort einmal mehr Nein. Oder eher: Man sollte sein Spendengeld nicht vergeuden und besser anderen spenden.

 

  1. Wo sehen Sie Potential bei dieser Bewegung? Oder haben Sie einzelne Punkte, welche Sie von der Bewegung positiv finden?

Das einzig Positive, das ich dabei sehe, ist, dass sich junge Leute überhaupt mit der Problematik auseinandersetzen. Allerdings nur, wenn dann auch weitergefragt wird und es vielleicht zu einer vertieften Auseinandersetzung mit der Sache kommt.

 

  1. Wo sehen Sie Risiken bei dieser Bewegung?

Vergeuden von Zeit und Ressourcen, bis die Leere dieser „Lehre“ durchschaut wird.

 

  1. Sie äussern sich eher kritisch gegenüber der Organisation GiveDirectly? Beäugen Sie auch allgemein Wirkungsmessung durch evidenzbasierte Studien kritisch? Glauben Sie, dass es wichtiger ist vor Ort die Situation zu sehen, als die Effektivität durch Wirkungsstudien zu messen?

 

Ich möchte warnen: Die Form der Frage nimmt schon vorweg, dass das, was „Give Directly“ macht, „evidenzbasiert“ ist und „Wirkung“ misst. Beides kann allenfalls bei einem Tunmnelblick unter Ausklammerung von allem übrigen behauptet werden.

Es gibt auch so schon ernstzunehmende Studien, die versuchen, die komplexen Zusammenhänge einigermassen in den Griff zu bekommen. Da gibt es auf der Welt Tausende seriöser Leute in seriösen Institutionen, die sich seit vielen Jahren darum bemühen. Dass da einige kommen und glauben oder so tun, als hätten sie jetzt die Wirkungsmessung entdeckt, ist geradezu grotesk.

Es gelten die Ausführungen zu Frage 2 und jene in unserem Blog, die nach vertiefter Lektüre der Berichterstattung und Argumentationsweise erfolgten. Hier nochmal, besonders die Antwort auf den Kommentar von Jonas Vollmer könnten etwas bringen:

http://aidrating.net/geschwaetz-bar-auf-die-kralle/#comments

Ich glaube nicht, dass sich irgendwo seriöse (sozial)wissenschaftliche Forschungsinstitutionen auf diese Sache auf Dauer einlassen werden.

Jan Stiefel

Wem spenden in der Entwicklungshilfe: Empfehlungen 2017

Mit nahenden Festtagen steigt auch wieder landauf landab das Interesse an glaubwürdigen Hinweisen, wem man spenden sollte. Auch wir von AidRating werden wieder vermehrt angefragt.

Wir befassen uns mit Entwicklungszusammenarbeit, heute eher „Internationale Zusammenarbeit“ (IZA) genannt. Die hier folgenden Empfehlungen betreffen fast ausschliesslich diese. Sie werden ab jetzt je nach Verlauf der Debatte bis Anfang 2018 ergänzt.

Hauptempfehlung 2017:

Wir empfehlen, zu spenden an kleinere, vielleicht nur lokal bekannte Hilfswerke, welche

  1. konkrete Projekte betreiben, namentlich in ländlichen Gebieten
  2. sich mit Themen wie Bildung, Berufsbildung, kleinbäuerliche Landwirtschaft, Marktzugang, Gesundheit und Familienplanung und benachbarte Themen befassen, die dem eigenständigen Meistern der eigenen Lebenslage dienen können
  3. sich mit eigenen Leuten häufig oder ständig vor Ort befinden
  4. einen ordentlichen Finanzplan und Finanzbericht vorweisen
  5. über all dies konkret berichten und für Fragen zugänglich sind

Besser als eine Einmalspende, die vielleicht nicht wiederkehrt, sind regelmässige auch kleinere Zahlungen über einen längeren, vorher angekündigten Zeitraum. Dies hilft dem Hilfswerk bei der Planbarkeit. Im Lauf der Zeit können Sie vielleicht Vertieftes über die unterstützte Tätigkeit erfahren.

Wenig relevant ist,

  • Ob das Hilfswerk für irgendeine der vielen Formen der Patenschaft wirbt. Vorausgesetzt, es besteht Gewähr, dass die Hilfe nicht einzelnen ausgewählten Personen oder Gruppen zukommt, sondern einer ganzen Gemeinschaft.
  • Ob das Hilfswerk ZEWO-zertifiziert ist oder nicht. Das ZEWO-Zertifikat ist sehr allgemein, weil für jegliche Art von Hilfswerk.  Es geht um das Spendenwesen, also vor allem die Art, wie Spenden gesammelt werden. Es ist fokussiert auf Buchhaltung und die Organisationsstruktur, nicht aber auf die konkreten Leistungen vor Ort.

Begründung:

Genug Geld von der DEZA

Grosse Hilfswerke werden schon reichlich von der DEZA alimentiert. (Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit des Bundes). Helvetas als grösstes Hilfswerk mit 127 Millionen in der Betriebsrechnung zum Beispiel bekommt 62.5 Millionen (JB DEZA 2016, S 32/33) oder vielleicht auch 71.6 Mio (Finanzbericht Helvetas 2016, S. 4), also die Hälfte aller Gelder. Nochmal 2.2 Mio von der DEZA und 4.6 Mio vom SECO finden sich in den Details weiter hinten (Erläuterungen Seite 14, div. Positionen). Dies nur um die zu nennen, die direkt zu ermitteln sind. Es gibt weitere, indirekte Verteiler.

Dazu kommen Gelder, die direkt oder indirekt von der Huld der DEZA abhängen, beispielsweise 3.1 Mio  von der Glückskette (Jahresbericht Glückskette 2016, S. 48), die ihre Gelder ebenfalls vorzugsweise an grosse Hilfswerke verteilt. Es gibt noch weitere, besser versteckte Posten, namentlich von Behörden und privaten Stiftungen.

Spenden machen einen deutlich geringeren Anteil der Gesamteinnahmen aus. Bei Helvetas waren es 2016 26 Millionen, davon aber weniger als die Hälfte von Privatpersonen (12.6 Mio), (Finanzbericht Helvetas, S. 4 und S 14, Pos 3.1.).

Das heisst: Nur gerade 10% aller Einnahmen sind echte Spenden von Privatpersonen! Die Spendeneinnahmen dienen dennoch vor allem dazu, sich als in der Schweiz „gut verwurzelt“ darzustellen und die weit höheren DEZA-Beiträge zu rechtfertigen.

Weitere Einzelheiten siehe die oben genannten Seiten der Finanzberichte. Dort finden sich auch Namen und entsprechende Angaben zu den anderen grösseren Hilfs-Organisationen. Die Verhältnisse sind dort durchaus ähnlich.

Schwund der Transparenz:

Wir beobachten in den Netzauftritten, dass die Angaben der Hilfswerke zwar optisch immer professioneller daherkommen, dass es aber zugleich immer schwerer wird, Erfolge und Ergebnisse zuzuordnen und ihr Gewicht einzuschätzen. Wir halten Zuordenbarkeit der Ergebnisse (und Flops) an konkrete Projekte für ein wesentliches Element der Transparenz. Nach Muster der von der DEZA so genannten „Wirkungsberichte“ werden sowohl Tätigkeiten wie die behaupteten Wirkungen in einer Weise entkernt und pauschal zusammengemixt, dass man kaum mehr erkennen kann, wo etwas gewirkt hat, und wo nicht. Auch das Warum und Wie ist immer weniger zu erkennen. Das ist nicht Information zwecks Meinungsbildung durch mündige Bürger. Wir sehen fast nur noch manipulative Werbebotschaften.

Weitere Aspekte:

AidRating gibt inzwischen auch ein Transparenzsiegel heraus, das sich stark auf die Qualität der Arbeit vor Ort bezieht und damit eine Empfehlung beinhaltet: Derzeit ist das Hilfswerk Kinderhilfe Emmaus Träger.

Aufgrund aktueller Korrespondenz hier noch ein paar weitere Fragen und Antworten:

1. „Welche Stärken und Schwächen hat das AidRating Gütesiegel gegenüber dem bekannten ZEWO-Gütesiegel? Eindruck: Zewo kostet, ist aber umfassend AidRating: das Label sagt lediglich aus, dass die Institution geprüft wurde“:

Wir würden sagen, dass eher das Gegenteil zutrifft: ZEWO betrachtet nur Administration und Buchhaltung, aber keine Projektinhalte und ihre Ergebnisse. Bei AidRating ist korrekte Buchführung eine Grundvoraussetzung. Darüber hinaus werden stets Kohärenz der Zielsetzung und Projekte in Stichprobenform auf unsere zehn Schlüsselfragen hin untersucht. http://aidrating.net/wp-content/uploads/2016/12/zehnschluesselfragen.pdf

2. „Ist die Aussage korrekt, dass von IDEAS AidRating bewertete Institutionen diese Siegel gratis und unbefristet nutzen dürfen?“

Ja. Siehe unsere Konditionen: http://aidrating.net/wp-content/uploads/2016/12/Siegelbedingungen-kurz-v2.pdf

3. „Die Zahlen von 2012/13 sind die aktuellsten Zahlen. Wann folgt die nächste Analyse?“

Anstatt leichter sind die Tätigkeitsberichte auf den HP usw schwerer zu analysieren geworden. Derzeit fehlen uns die Kapazitäten und Mittel für ein aufwendiges Rating in der früheren Form.

5. „Welche Rolle spielen bei Ihrer Bewertung das Thema „Kinderpatenschaften“. Diese Hilfestrategie ist ja sehr umstritten. Warum hat zB World Vision ein positives Rating?“

Das Konzept „Kinderpatenschaften“ ist fast nur relevant bei der Spendenakquise. Das heisst, Spendende können so eine Art persönliche Beziehung zu einem Kind oder mehreren aufbauen, was dabei hilft, zu regelmässigen Spenden über längere Zeit zu motivieren. Wir halten das für unproblematisch, solange die Spenden dann nicht einzig einem ausgewählten Kind, sondern seiner Gemeinschaft als Ganzer zugutekommt (was in den von uns geprüften Fällen inkl. WV stets der Fall war und darum auch das Rating nicht negativ beeinflusste).
Die Vorstellung, das sei „umstritten“, kommt daher, dass vor Jahren die ZEWO behauptet hat, wer ein Patenkind mit Spenden bedenke, könne damit sozusagen „Gott spielen“, also eine Art ungebührliche Macht ausüben. Mit dieser Begründung wurde dann World Vision die ZEWO-Zertifizierung verweigert. Da diese Zertifizierung auch Vorbedingung war für Finanzbeiträge durch den Bund (DEZA), konnte u.a. eine unliebsame Konkurrenz um DEZA-Gelder ferngehalten werden, sehr zum Gefallen der „etablierten“ Hilfswerke.

Es ist also eine Thematik, die das Spendenverhalten betrifft. So etwas wie eine Geschmackssache. Wir sehen in der ZEWO-Beschränkung eine Bevormundung der Spendenden, denen unterstellt wird, nicht selber gewissenhaft zu spenden oder nicht beurteilen zu können, wie sie ihre Spenden sinnvoll einsetzen können.
Nochmal: „Patenschaften“ haben auch positive Aspekte. Sie bedeuten regelässige Zahlungen über vorhersehbare Zeiträume. Das erlaubt eine bessere Planung und Mittelnutzung als vielleicht grössere, aber unvorhersehbare und damit nicht planbare Zahlungen. Genau darum gibt es längst eine breite Palette von „Patenschaften“ auch bei den etablierten Hilfswerken, inkl. solcher für Kinder. Die Fehlmeinung aber hat überlebt.

Sonstiges:

Es gibt eine Reihe unausrottbarer Irrtümer rund um IZA und Spendenwesen. Sowohl befürwortend wie auch dagegen. Schon vor längerem haben wir dazu einmal einige der häufigsten zusammengestellt: http://aidrating.net/haufig-gehorte-irrtumer-zur-entwicklungszusammearbeit/

Jan Stiefel
Elvira Prohaska

Wem spenden?

Unsere Empfehlungen 2016 für Hilfswerke

Rahmen: Wir empfehlen Hilfswerke (HW), welche langfristige Entwicklungszusammenarbeit (EZA) zum Hauptthema haben. Hier sehen wir grösstmögliche Wirkung, und hier liegt unsere Kernkompetenz.

Begründung: Wir empfehlen langfristige EZA, weil es für Hilfswerke schwieriger ist, für unspektakulär scheinende, in abgelegenen Regionen stattfindende, auf langfristige Wirkung ausgerichtete Aktivitäten zu sammeln als für solche, die spektakulär scheinen und dadurch kurzfristige Medienaufmerksamkeit bekommen.

In Kürze: Spenden Sie an kleine Hilfswerke und halten Sie Kontakt! Suchen Sie im Bekanntenkreis lokal und regional und fragen spezifisch nach solchen.

Erläuternde Grundsätze 2016:

  1. Spenden Sie lieber an kleine überschaubare Hilfswerke als an die grossen und bekannten. Es dürfen auch wenig bekannte und lokale Hilfswerke sein. Da macht Ihre Spende am ehesten einen Unterschied.
    Begründung: Grosse und bekannte Hilfswerke erhalten in der Regel hohe staatliche Beiträge (DEZA) bis zu vielen Millionen (Beispiele 2015: Helvetas 72.4 Mio, Terre des Hommes 13.1 Mio, Caritas 12.8 Mio, HEKS 9.8 Mio. und 11 weitere mit 5 Mio. oder mehr. Dennoch ist wenig über die Wirkung ihrer Arbeit zu erfahren. Quelle: Jahresbericht DEZA 2015 Statistik S 31-32)
  2. Schauen Sie sich in Ihrer Region um, und suchen Sie gezielt nach kleineren Hilfswerken. Wählen Sie Hilfswerke, die an konkreten Projekten arbeiten, konkret berichten, was sie dort tun, und auch, was sie dort bisher erreicht haben. Fragen Sie im Zweifel nach. Akzeptieren Sie auch Fehler, wenn Sie sich überzeugen können, dass daraus gelernt wird. Halten Sie aber Kontakt und lassen Sie sich berichten, was geschieht.
    Begründung: Viele lokal verwurzelte kleine HW arbeiten mit viel Engagement, Herzblut und nahe an den Menschen, für die sie etwas zu tun versuchen. Lernfähigkeit ist wichtiger als vermeintliches Expertentum. Und: Konkurrenz auch für grosse HW tut gut. Denn es gibt viele, manchmal verschlungene, Wege zum Erfolg (und zum Gegenteil).
  3. Wir empfehlen Spenden für Tätigkeiten mit folgenden Themenkreisen:
    -Ländliche Entwicklung, kleinbäuerliche Landwirtschaft
    -Schul- und Berufsbildung
    -Lokales Klein)-Gewerbe mit Schaffung von Arbeitsplätzen
    -Gesundheit, namentlich für Mutter und Kind
    -Hygiene, Aufklärung und Familienplanung (siehe Pt 4)
    Begründung: Diese Bereiche können langfristig am meisten bewirken, erhalten aber gleichzeitig am wenigsten Aufmerksamkeit, da wenig medienwirksam.
  4. Wir empfehlen ab jetzt insbesondere Programme und Projekte, bei denen das Thema Familienplanung berücksichtigt wird.
    Begründung: Unkontrolliertes Bevölkerungswachstum gehört zu den brennendsten Entwicklungsproblemen. Auch im Schweizer Entwicklungshilfegesetz ist demografisches Gleichgewicht als wichtiges Ziel genannt. Die offizielle Schweizer Entwicklungshilfe tut hier dennoch so gut wie nichts.
  5. Spenden Sie lieber regelmässig, z.B. monatlich, Beträge über einen längeren Zeitraum statt einmal und dann nicht wieder. Geben Sie dem Hilfswerk Spendenhöhe und -dauer bekannt.
    Begründung: Auch Hilfswerke müssen ihre Tätigkeiten planen können, um bestmöglich zu wirken. Dazu gehört, kommende Tätigkeiten auch finanziell budgetieren zu können. Wissen um in Zukunft zu erwartende Zuwendungen ist dabei sehr hilfreich.
  6. Siegel: Das ZEWO-Siegel sollte als Kriterium für EZA nicht wichtig genommen werden. Es sagt nichts aus über die Wirksamkeit und Effizienz der betroffenen Hilfswerke. Es bestätigt wenig mehr als Einhaltung von Buchhaltungsgrundsätzen.
    Begründung: Das ZEWO-Siegel wirkt eher als Konformitätskontrolle und als Türhüter, mit dem viele kleinere Organisationen von Geldern der DEZA, aber auch der Glückskette und vieler kantonaler und munizipaler Geber ferngehalten werden. Für kleine Hilfswerke ist das ZEWO-Siegel oft zu teuer und zu bürokratisch.
    Das einzige Siegel in der Schweiz mit Wirkung als wichtigem Kriterium ist unser eigenes: Das Aidrating-Transparenzsiegel. Bis 2014 trug World Vision Schweiz unser Siegel; neu ist es 2016 an Kinderhilfe Emmaus verliehen.

Das AidRating-Transparenzsiegel:

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PS: AidRating ist ein gemeinnütziger Verein, der seit 1994 unabhängig für Transparenz und Wirksamkeit in der EZA eintritt. Wir arbeiten ehrenamtlich. Auch AidRating kann Ihre Spende gut gebrauchen!

Text in Kurzform erschienen in einem Radio-Interview bei Radio Central am 29. November 2016.

IDEAS AidRating
Postfach 1992
8400 Winterthur

PC 90-18333-7

Die Kinderhilfe Emmaus hat das Transparenz-Siegel 2016 erworben!

Logo_Kinderhilfe

Kommentar IDEAS AidRating:

Die Arbeitsweise, Organisation, Buchführung und Dokumentation des Hillfswerkes Kinderhilfe Emmaus wurde durch IDEAS AidRating zwischen 5. Juni 2015 und 3. Februar 2016 auf Basis von Gesprächen mit der Leitung, Dokumentenproben, sowie zwei ausführlichen Besprechungen an der Zentrale in Bern mit zwei Vorstandsmitgliedern vor Ort, sowie einem Feldbesuch in Kolumbien überprüft.

IDEAS AidRating ist zum Schluss gekommen, dass die Kinderhilfe Emmaus in Zielen und Arbeitsweise gewissenhafte und sachgerechte Arbeit leistet. Unter Abgabe der folgenden Empfehlungen wird der Kinderhilfe Emmaus daher das Transparenzsiegel 2016 verliehen:

2016_Geprueft_RGB_300dpi

Empfehlungen:
  1. Verstärkter und engerer Austausch mit den Gewährspersonen und –institutionen vor Ort in den Projektländern
  2. Nutzung der reichhaltigen Daten und Erfahrungen in den Archiven der Kinderhilfe Emmaus zur Information der Öffentlichkeit
  3. Aufschalten im Lauf von 2016 von aktuellen Zahlen und Fakten zu
    -der Anzahl betreuter Kinder nach Institutionen
    -der Betreuungsdauer
    -des Anteiles der Kinderhilfe Emmaus am Betreuungsaufwand
    -des Betreuungserfolges (d.h. weitere Laufbahn, Ausscheiden usw),
    in aussagekräftigen inhaltlichen wie zahlenmässigen Darstellungen

17. März 2016

Nachtrag 2021: Gemäss telefonischer Auskunft vom 03. August 2021 durch den Leiter von Kinderhilfe Emmaus, Herrn Pierre Farine, sind inzwischen sämtliche oben genannten Empfehlungen in die Tat umgesetzt worden.

09. August 2021

 

Ab sofort: Transparenz-Siegel für alle EZA-Hilfswerke- auch kleine!

Grosse Hilfswerke können auf viel Unterstützung zählen, weil sie in den Medien präsent sind und sich das etablierte Siegel der ZEWO leisten können. Dieses ZEWO-Siegel  ist zwar bürokratisch aufwendig und kostspielig, sagt aber nichts aus über die geleistete Arbeit vor Ort.

2014_SPECIMEN_klein

Für alle Hilfswerke gibt es nun eine Alternative: Das AidRating-Siegel. Es steht für Transparenz in der Berichterstattung über die Projektarbeit vor Ort, geprüft durch AidRating.

Das Siegel wird mit Jahrzahl herausgegeben und kann nach dem Durchlaufen des Prüfungsverfahrens kostenlos und dauerhaft in allen Publikationen verwendet werden.

Dies tut etwa Worldvision inzwischen schon, siehe Jahresbericht als Beispiel (erste und letzte Umschlagseite). Weitere Hilfswerke bereiten derzeit eine Teilnahme vor.

Das Siegel kann in kurzen und unbürokratischen Schritten erworben werden. Hier die Detailkonditionen für alle Organisationen.

Kontaktieren Sie uns!

aidrating@ideas-expert.ch

13./17.  November 2014

aktualisiert 08. April 2016/13.02.18

Häufige Irrtümer zur Entwicklungszusammenarbeit

und zum Spenden dafür

Es folgt eine kleine Zusammenstellung häufiger Irrtümer in der IZA-Debatte. Die folgenden Kommentare  können namentlich in der Sammelsaison hilfreich sein.

Häufigkeit der irrigen Aussage: *** sehr häufig; ** häufig; * gelegentlich so oder ähnlich zu hören.

Wer möchte, kann sich diese Angaben auch als pdf herunterladen: Spendenbrevier 2013!

Weiterlesen

Wie spenden für Entwicklungszusammenarbeit: Was man beachten sollte

Eben vor Weihnachten 2013 war wieder von der Sammelaktion „Jeder Rappen zählt“ (JRZ) die Rede. Und in den Briefkästen stauen sich die Spendenaufrufe. Aber: Was hilft mir, sinnvoll zu spenden? Hier unsere Hinweise:

Weiterlesen

Spenden-Empfehlungen AidRating zum Jahresende 2013

Sehr geehrte Medienschaffende

Wir haben heute drei Kernbotschaften zur „Sammelsaison“ für Entwicklungsprojekte:

  1. Spenden: Wir empfehlen dieses Jahr, nach Möglichkeit kleine, durch persönliches, privates Engagement ausgezeichnete Hilfsinitiativen zu bevorzugen, namentlich, wenn diese gut informieren. Ansonsten: ziehen Sie unsere neueste Rangliste zu Rate. Zusammenfassung unten.
  2. Weiterlesen

Transparenz-Siegel auch für kleine Hilfswerke

Die gegenwärtige Hilfsbranche ist geprägt von einer Handvoll grosser und von staatlichen Stellen bevorzugt finanzierter Hilfsagenturen einerseits, einer Vielzahl kleiner und kleinster privater Initiativen und Vereine andererseits, die in der Öffentlichkeit kaum wahrgenommen werden.

Aber auch kleinste Hilfswerke leisten gute Arbeit. Das neue AidRating-Siegel eröffnet ihnen einen Weg, dies durch eine unabhängige Stelle ohne weitere Kosten bescheinigen zu lassen. Ab sofort können kleine Hilfswerke das Prüfsiegel unter folgenden Voraussetzungen erhalten:

  1. Klare Zielsetzung des Hilfswerks
  2. Konkrete Projekttätigkeit vor Ort seit mindestens einem Jahr
  3. Saubere Buchhaltung, klare Verantwortlichkeiten
  4. Öffentlich zugängliche und vollständige Berichterstattung über alle obigen Punkte
  5. Teilnahme an AidRating-Kurs und Rating von mindestens einem Projekt

ideas-geprueft

DAS SIEGEL SELBER IST KOSTENLOS UND KANN ZEITLICH UNBEGRENZT VERWENDET WERDEN!

Konditionen Siegel

Konditionen Transparenzkurs

Neu: Transparenzkurs für Hilfswerke

Dieser Kurs erlaubt, die wesentlichen zehn Grundfragen für Entwicklungsprojekte besser zu verstehen und für die eigene Projektplanung und -berichterstattung zu nutzen.  So kann ein Hilfswerk seine Arbeit der Öffentlichkeit transparenter kommunizieren. Es werden konkrete Projektberichte analysiert und transparentere Berichterstattung geübt.

Das Angebot richtet sich neu auch an kleine Entwicklungs-Hilfswerke, die ihre Projekte konsequenter an Effizienz und wesentlichen Prioritäten ausrichten und dies in der Öffentlichkeit auch zeigen wollen.

Kurs-Konditionen