20 Nov 22

Ich habe mehrere Jahre im Sahel als FAO-Experte gearbeitet (Mali). Wir förderten Bodenverbesserung in einem ganz ähnlichen Zusammenhang.

Zunächst: Der Entwickler der Methodik hat aus ökologischer Sicht den richtigen Ansatz, und der verdient Unterstützung. Wie zu lesen ist, wurde die Richtigkeit in verschiedenen Pilotprojekten gezeigt. Solche Ansätze gibt es aber schon länger, ich selber habe in den Achtzigerjahren im Sahel als FAO-Feldexperte bei solchen mitgewirkt. Anscheinend haben der Vorkämpfer und seine Leute aber besonderes Geschick, eine breite Öffentlichkeit auf diesen Ansatz aufmerksam zu machen (was in Entwicklungsfragen auch nicht so neu ist).

Das nötige Know-how wäre somit vorhanden. Die echte Schwierigkeit besteht darin, diese Ergebnisse nicht nur in begrenzten Pilotprojekten und in geschütztem Rahmen zu erzielen, sondern in sehr grossen, im Idealfall sogar Tausende Quadratkilometer zählenden zusammenhängenden Gebieten. Und dies über lange Zeiträume. Ich spreche nicht nur von ein paar Jahren, sondern von Jahrzehnten.

Hierfür müssten wiederum Schutz- und Nutzungsformen gefunden und lange genug durchgehalten werden, die dem Modell langfristig eine Chance gäben: Diese Gegenden sind zunächst einmal nicht menschenleer, sondern wurden seit langem von Bauern und Viehhaltern (teils nomadisch) bewirtschaftet, die davon leben. Diese Grundlagen dürfen ihnen nicht (durch „Schutz“) einfach entzogen werden, und im Fall von (denkbaren) Einschränkungen müssten dauerhaft entsprechende Alternativen geboten werden- ganz abgesehen davon, dass deren Vorstellungen und Erkenntnisse einzubeziehen wären. Weiter gefordert wären die v.a. staatlichen Rahmenbedingungen: Wirtschaftliche und politische Stabilität, Rechtssicherheit, Kooperationssinn und.. und…

Daraus folgt: Vor allem gefordert wären die übergeordneten Entscheidungsträger in den betroffenen Ländern (Verlässlichkeit) und bei den reichen Gebern, die langdauernd Finanzierungshilfe sicherstellen müssten, um die Ergebnisse zum Tragen zu bringen, auch wenn der mediale Tross dereinst weitergezogen sein wird. Ohne langfristiges Engagement all dieser wird dieses schöne Konzept ebenso „untergehen“ wie so viele andere, die ich gesehen habe.

JS