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Medienmitteilung: Die neue Transparenz-Rangliste 2012/13 (TCR5)

Sehr geehrte Medienschaffende

Am 18. Juli schalten wir die Ergebnisse des diesjährigen Transparenzrating der grössten EZA-Hilfswerke auf unsere neu gestaltete Homepage www.aidrating.org oder www.aidrating.net. Anbei finden Sie unseren zugehörigen Kommentar.
Gleichzeitig kündigen wir die Lancierung eines kostenlosen Transparenz-Siegels für Entwicklungszusammenarbeit an.
Bitte Anhänge beachten für Einzelheiten und Logo-Muster!

Freundliche Grüsse

Jan Stiefel
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1. Ergebnisse des Transparenzratings (PDF)

Das Transparenzrating erfolgt seit 2008 zum fünftenmal nach den gleichen Prinzipien: 
a: über welchen Teil aller Projekte wird berichtet;
b: wie aussagekräftig sind die vorhandenen Berichte. Grosse Überraschung dieses Jahr: Ein neuer Sieger!

Die Siegergruppe
Drei Agenturen können dieses Jahr einen Podestplatz beanspruchen, mit entsprechendem Siegel: Es sind 
-1. Platz: Solidar (SAH), die grossen Aufsteiger vom fünften auf einen mit sehr guter Berichterstattung redlich erworbenen ersten Platz!
-2. Platz: Schweiz. Rotes Kreuz, das stets gute Berichte hatte und diese auch stetig verbessert
-3. Platz: Terre des Hommes, das stets gut berichtete, aber nun vom zweiten auf den dritten Platz herabgerutscht ist

Die Berichte von Solidar gehören zum besten, was wir im Schweizer Kontext je gesehen haben, sowohl in Bezug auf Übersichtlichkeit als auch in Bezug auf Aussagekraft zu allen wichtigen Fragen. Das sollten Spendende sich merken! Wir gratulieren und empfehlen die Projekte 1,2, auch 4 oder 7 ausdrücklich zur Lektüre (siehe Projektliste im Anhang zum AidRating-Bericht).
Die Mittelmässigen

Sie berichten einigermassen gut oder haben wenigstens Listen, aus denen man die Tätigkeiten einigermassen abschätzen kann.
Zu ihnen gehört HEKS und Worldvision. Sie punkten sehr nahe beisammen, und ihre Berichte sind recht brauchbar. Die von Worldvision sind sogar noch etwas besser. Worldvision ist aber einer der grossen Absteiger in diesem Rating. Dies weil man über einen Teil der Projekte nur noch durch die Gesamtliste erfährt.
Die Berichte bei Fastenopfer sind fast ähnlich gut. Nur gibt es einen grossen Anteil von Projekten, die man nur von einer Liste her erkennt. So reicht es doch nicht ganz zum gleichen Niveau. Bei Swisscontact sind zwar alle Projekte beschrieben, und diese Beschriebe haben sich sogar verbessert- aber schwach sind sie immer noch.
Auch bei Helvetas haben sich die Berichte auf tiefem Niveau leicht verbessert. Aber es gibt immer noch zuviele Projekte, für die es nur eine Liste gibt. Man könnte sagen: zwar besser geworden, aber von anderen überrundet.

Die Schwachen
Zu den Schwächsten gehören DEZA, Swissaid und Caritas. Dies obwohl die Berichte bei DEZA und Caritas einige Informationen hergeben. Bei der DEZA  kämpft man sich dafür allerdings durch manche Neben- und Unterseiten sowie diverse Weltsprachen. 
Der grosse Schwachpunkt bei beiden ist die grosse Zahl nicht rapportierter Projekte. Von Caritas haben wir eine magere Liste erhalten, von der DEZA nicht einmal dies: Es gibt ein gähnendes Loch von über 600 Projekten, über die nichts zu erfahren ist.
 Swissaid hatte Pech: Auch hier sind die Berichte deutlich besser geworden. Nur ist der Anteil von Projekten ohne Bericht, nur mit Liste, immer noch zu hoch. Swissaid wurde nur um Haaresbreite von der DEZA geschlagen.

2. Das Transparenz-Siegel (PDF)
Längst fehlt ein aussagekräftiges Siegel für gute Berichterstattung über Projekte der IZA. Jetzt ist unser Transparenzsiegel da!
 Es darf von Gewinnern kostenlos und ohne zeitliche Beschränkung benutzt werden. Damit vermeiden wir Interessenkonflikte, wie sie bei bezahlten Siegeln vorkommen. 

Bei jedem Rating werden die 3 ersten Transparenzränge vergeben. Bei jedem kann die Agentur fallweise einen Zusatz im Siegel benutzen, das Aufstieg, Gleichbleiben, oder auch Abstieg in der Skala symbolisiert. Wenn es das lieber nicht will, gibt es eine Version des Siegels mit dem Rang allein.

Alle anderen können ein Siegel verwenden, bei dem die Jahrzahl steht und das Wort „geprüft“. Als Alternative dürfen sie ebenfalls die jeweils zutreffende Version „Aufstieg“ – „gleichbleibend“ – Abstieg“  oder neutral verwenden.

Das Transparenz-Siegel ist kostenlos. Dennoch steckt viel Arbeit dahinter. Diese Arbeit wurde bisher ohne Entgelt von unseren Mitgliedern erbracht, unter kundiger Leitung. Langfristig hoffen wir auf Sponsoren, denen der frische Wind etwas wert ist, den eine unabhängige Stimme im miefigen Schweizer Entwicklungs-Umfeld bringt.

Rang 1 Ideas ideas-geprueft ideas rang 3

 

3. Neuer Web-Auftritt
Unser Web-Auftritt war bisher verteilt auf zwei wenig aufsehenerregenden Seiten. Dank der Beratung, den strategischen Überlegungen sowie der tatkräftigen Hilfe beim Design und der Umsetzung durch die Hofrat Suess GmbH haben wir unseren Auftritt aktuellen Bedürfnissen und Gegebenheiten angepasst: Die Website ist im responsive Design gehalten. Ebenfalls hat Hofrat Suess das neuartige Logo für IDEAS Aidrating sowie das Transparenz-Siegel umgesetzt: Es zeigt noch immer etwas von der Weltkugel mit gegeneinander driftenden Kontinenten- aber farbig gestaltet und in einem, wie wir finden, Innovation vermittelnden Design.

Ankündigung: neue Transparenz-Rangliste 2012 TCR5

Logo_IDEAS_web_RGBAm 19. Juli stellt AidRating die neue Transparenz-Rangliste 2012/13 TCR5 vor. Gleichzeitig stellen wir unseren neuen Web-Auftritt vor und machen eine wichtige Ankündigung zum AidRating!

Ankündigung TCR4 und weitere Termine

Ankündigung Terminplan Aidrating 2011 (TCR4): Downloads, Dokumentensammlung, Projektlisten:

  • Beginn -> 1. Juni 2010 (Vorarbeiten und erste Downloads ab Mai)
  • Ende -> 30. September 2010 (Nacharbeiten/Verifikationen bis ca Ende Oktober möglich)
  • Einbezug 10 grösste Hilfswerke und nach Möglichkeit erstmals auch Mission 21 und die DEZA
  • Rückfragen bei Hilfswerken, Verifikationen, Nacharbeiten usw: ca. ab August bis Sept/Oktober 2011

Wir werden dem Aspekt der Vollständigkeit der Projektübersicht (vollständige Projektlisten) in diesem Jahr besondere Beachtung schenken, in Anlehnung an die International Aid Transparency Initiative (IATI).

Ziel: Veröffentlichung Ergebnisse u.a. in englischer Sprache im Oktober/November 2011 sowie Präsentation bei Gelegenheit des Fourth High Level Forum on Aid Effectiveness 29.11. bis 01. 12. in Busan, Korea.

An diesem Forum steht „Inclusiveness“ auf der Agenda, das heisst: Teilnahme der Zivilgesellschaft ist neu ausdrücklich vorgesehen.

Entwicklungszusammenarbeit und Transparenz

Eine sachlich fundierte öffentliche Erörterung konkreter Tätigkeiten in der Entwicklungszusammenarbeit ist dringend notwendig. Dies sollte helfen, das Richtige zu fördern und das Unwirksame zu vermeiden. Wir von aidrating.org arbeiten in diesem Sinn. Dabei fangen wir bei unseren Schweizer Hilfswerken an.

Um einen qualifizierten Diskurs zu führen, muss ein ausreichender Grundstock an Wissen bei allen Beteiligten darüber verbreitet sein, was für Tätigkeiten darunter zu verstehen sind, und wie diese Tätigkeiten im wirklichen Leben aussehen.

Dies ist nur möglich, wenn ein ungehinderter Zugang zu den wesentlichen Informationen über diese Tätigkeiten gegeben ist. Dieser Zugang ist für uns gleichbedeutend mit Transparenz über Entwicklungszusammenarbeit (EZA).

Da wir eine solche als Grundvoraussetzung ansehen, um einen qualifizierten Diskurs in der Öffentlichkeit überhaupt führen zu können, ist unser erstes Ziel: Förderung der EZA-Transparenz.

Wenn mehr Transparenz da ist, kann auch besser beurteilt werden, wer gute Arbeit leistet. Es reicht nicht, Gutes zu wollen. Man muss das Gute auch gut tun.

Dazu haben wir ein zweites Ziel: Anreize schaffen. Für die Zivilgesellschaft heisst das: Kompetenz entwickeln durch neue Einsichten. Für die Entwicklungsbranche: Anreiz durch positive Beachtung dessen, was Ergebnisse bringt.

Die von IDEAS für EZA vorgeschlagene Definition von Transparenz findet sich hier, von ihr ist in diesem Aufsatz die Rede:

Transparenz in der Entwicklungszusammenarbeit bedeutet Verfügbarkeit aller Angaben, die es Aussenstehenden ermöglichen, Ziele, Mittelverwendung, Arbeitsweise, Orte und direkte Auswirkungen der Tätigkeiten von (Hilfswerken) mit hinreichender Verlässlichkeit einzuschätzen.

Als hinreichend gelten dabei Angaben, welche für den Sachverhalt
a) gleichzeitig relevant und konkret,
b) für die Gesamtschau repräsentativ, und
c) auf eine Weise dargelegt sind, die sie mit ähnlichen Aktionen vergleichbar macht.

Es geht darum, zu ermitteln, wie viel wir eigentlich erfahren über EZA-Tätigkeiten. Angepasst an die Bedingungen der EZA hat AidRating einen Raster entwickelt, mit dem diese erfasst und verglichen werden können.

Wir haben 2008 die grösseren Hilfswerke (HW) angeschaut und untersuchten:

1. Was ist zu erfahren über Grösse und (finanzielle) Abhängigkeiten der Hilfswerke (HW) sowie über allgemeine Aspekte wie Verantwortlichkeiten, Struktur u.ä?

Zu diesem Punkt hat sich gezeigt, dass alle grösseren Hilfswerke ausführliche Grundsatzerklärungen präsentieren, und über ihre Organisationsverantwortlichkeiten und die Buchhaltung allesamt etwa gleich detailliert berichten. Wir betrachteten weiter:

2. Was ist spezifisch zu erfahren über die konkrete Tätigkeit der HW vor Ort, also ihre Aktionen, Projekte, Programme?

Hierzu haben wir unter Nutzung unserer Erfahrung in Entwicklungsprojekten eine konkrete Fragenliste entwickelt, die sich auf jede Intervention (d.h. auf jedes Entwicklungs-Projekt oder Programm) anwenden lässt. Wir geben sie hier wieder:

Frageliste zu konkreter Arbeit in Projekten/Programmen (Fragestellung und konkrete Erläuterung [was wollen wir wissen])

  1. Was ist über das Projektumfeld zu erfahren?
    Wie ist die soziale, ökonomische bzw. (öko)geografische Ausgangslage? Wo findet das Projekt statt?
  2. Wer/ welche Personenkreise profitieren vom Projekt, und in welcher Weise?
    Was erfahre ich über die Zielgruppe(n), bzw. was soll anders oder besser für diese werden?
  3. Was will das Projekt erreichen? Sind eine (oder die wichtigsten) Zielsetzung(en) klar erkennbar?
    „Ziel“ ist ein Zustand, der erreicht werden soll. Dieser sollte möglichst konkret beschrieben sein. Bsp: Einkommen verbessert durch… u.ä.
  4. Wer (Organisation, Personal) führt das Projekt/Programm vor Ort?
    Wer ist operativ wofür verantwortlich? Wer macht konkret was vor Ort? Wer führt?
  5. Was konkret sind die wichtigsten Projekthilfsmittel und –aktivitäten, um Ziel(e) 3 zu erreichen?
    Was wird für die Zielerreichung konkret getan, erstellt, übergeben? Mit welchen Hilfsmitteln, Ausrüstung?
  6. Sind Risiken/ unerwünschte Nebenwirkungen und/oder Missbrauch denkbar? Sind diese verunmöglicht oder ausreichend unter Kontrolle?
    Erfahre ich etwas über projektbedrohende Risiken (z.B. Einflussnahme durch Dritte, Korruption, Ressourcen­verschwendung) und evtl. Gegenmassnahmen (risk management)?
  7. Wann hat das vorliegende Projekt begonnen, und wie lange soll die Aktion dauern?
    Konkrete Daten: Beginn, wievielte Phase, wann Ende usw.
  8. Wie wird die Projektwirkung von den Zuständigen festgestellt oder gemessen?
    Abschätzung oder Nachweis der Wirkung, siehe Ziel. Vorkehrungen dazu? =Wirkungsprüfung?
  9. Hält die Verbesserung an, nachdem das Projekt zuende ist? Für wie lange?
    Was wird zu Vorkehrungen dazu gesagt, dass die Projektwirkung nach Weggang nicht verloren geht, Nachhaltigkeit?
  10. Was kostet dieses Projekt/Programm insgesamt von Beginn bis Ende? Pro Jahr?
    Kosten für Material, Ausrüstung, Personal, Betrieb, technische Beratung, Leitung vor Ort insgesamt.

Diese Fragenliste bildet ein Grundgerüst, mit dem wir einschätzen können, wie viel relevante und konkrete Information uns über ein Projekt geboten wird. Die Beantwortung lässt sich nach Punkten bewerten von 0 bis 4, wobei bedeutet:

  • 0 = gar nicht beantwortet
  • 1 ein wenig
  • 2 = halb
  • 3 = ziemlich gut, und
  • 4 = vollständig beantwortet.

Zuletzt gab es eine Einschätzung, wie gut die Projektarbeit der Hilfswerke repräsentiert ist. Die Frage lautet:

3. Ist die Tätigkeit vollständig repräsentiert? Anders gesagt: Sind alle Projekte der Organisation beschrieben, oder nur ein Teil davon?

Dazu muss man 2 Dinge wissen (hat sich als gar nicht leicht erwiesen):

  1. Wieviele Projekte/Programme laufen überhaupt?
  2. Für wie viele davon sind Infos erhältlich?

(2) lässt sich als Anteil von (1) in Prozent ausdrücken. Wenn alle Projekte beschrieben sind, gäbe es eine Wertung von 100%, die Hälfte 50%, usw.

Ergebnisse

Die Transparenz aller 10 betrachteten Hilfswerke ist weit geringer als erwartet. Die Realität: Der Transparenzdurchschnitt beträgt schwache 36.57%! Wir fanden, mindestens ein Wert von 50% müsste sich ergeben, oder mehr. Besonders wenig erfährt man über Risiken, Dauer, Kosten, und Wirkung. Nur 4 von 10 Hilfswerken berichten über alle ihre Projekte!

Weiteres auf aidrating.org oder später auf diesem Blog!