Die mageren Errungenschaften der Entwicklungszusammenarbeit

In der NZZ wurde am 5. Dezember über eine Studie berichtet, die sich die Analyse der gesamtwirtschaftlichen Auswirkungen von 5 Jahrzehnten Entwicklungszusammenarbeit (IZA) zum Thema gemacht hat. Es handelt sich zwar um eine Studie über andere Studien, also eine klassische Meta-Studie, zu der sich natürlich eine ganze Reihe von methodischen Fragen ergeben.

Dennoch muss ich nach fast fünf Jahrzehnten aktiver Arbeit im Bereich Entwicklungszusammenarbeit, davon anderthalb Jahrzehnte als Feldexperte auf diversen Kontinenten weit abseits von Hauptstädten, und noch immer bei aidrating.net fortdauerndem Engagement, den Kernaussagen zustimmen:

Erstens: Der Nutzen der klassischen Entwicklungshilfe (IZA) entspricht mitnichten dem dazu betriebenen Aufwand. Es gibt innerhalb der Entwicklungsbranche selber nicht zuwenig, sondern zuviel Geld. Dies darum, weil das Geld durch wenige Akteure in übergrossen Projekten und Programmen verbraucht wird. Wenn es mehr Akteure und mehr Wirkungskonkurrenz gäbe, könnte mehr bewirkt werden.

Zweitens: Von den Mitteln der IZA profitieren namentlich privilegierte Kreise in den reichen Ländern und Autokratien im Süden: Bei ersteren sind es vor allem die beauftragten Organisationen, Personen und politischen Kräfte, deren Berichterstattung zur Wirkung wie in der Studie angemerkt auch entsprechend geschönt ist. Bei letzteren sind es ineffiziente bzw korrupte Büro- und Autokratien, deren Fortbestand durch die einfliessenden Mittel verlängert wird.

Drittens: Handel als Mittel zur wirtschaftlichen Stärkung wäre in der Tat wirksamer, wenn auch mit Abstrichen beim Schutz interessierter Branchen in reichen Ländern verbunden: Verringerung der Handelshemmnisse für Erzeugnisse aus dem Süden, Streichung von Agrar- und Exportsubventionen. Hilfreich wäre auch weniger Import bestimmter Cash Crops, die dort lokale Lebensmittelproduktion behindern, sonst aber nur dem Konsum und Luxushunger in reichen Ländern dienen- Beispiele sind etwa Futtermittel-Importe oder, bei uns in jedem Laden augenfällig, ganzjähriger Luxuskonsum von Früchten und Frischgemüse von den Antipoden in Asien, Afrika und Lateinamerika.