Hinschauen: Zehn Schlüsselfragen für interessierte Spender

Reicht es Ihnen, einfach einen Betrag zu spenden und zu hoffen, dass er Gutes bewirkt, oder dass er „zu 100%“ den Armen zugute kommt? Wir meinen, das ist zuwenig. Wir empfehlen: Hinschauen und dann spenden. Wer mehr wissen will, nutze als Checkliste unsere

Zehn Schluesselfragen.

Sie lassen sich auf jede Aktion der Entwicklungshilfe anwenden. Sehen Sie sich ein Projekt Ihres bevorzugten Hilfswerkes an und testen Sie anhand dieser zehn Fragen, wieviel Sie wirklich darüber erfahren!

Im Beitrag „Wem spenden“ sagen wir, was für Hilfswerke man mit Spenden bedenken sollte. Auch unser Siegel für Transparenz stellen wir vor.

Wem spenden?

Unsere Empfehlungen 2016 für Hilfswerke

Rahmen: Wir empfehlen Hilfswerke (HW), welche langfristige Entwicklungszusammenarbeit (EZA) zum Hauptthema haben. Hier sehen wir grösstmögliche Wirkung, und hier liegt unsere Kernkompetenz.

Begründung: Wir empfehlen langfristige EZA, weil es für Hilfswerke schwieriger ist, für unspektakulär scheinende, in abgelegenen Regionen stattfindende, auf langfristige Wirkung ausgerichtete Aktivitäten zu sammeln als für solche, die spektakulär scheinen und dadurch kurzfristige Medienaufmerksamkeit bekommen.

In Kürze: Spenden Sie an kleine Hilfswerke und halten Sie Kontakt! Suchen Sie im Bekanntenkreis lokal und regional und fragen spezifisch nach solchen.

Erläuternde Grundsätze 2016:

  1. Spenden Sie lieber an kleine überschaubare Hilfswerke als an die grossen und bekannten. Es dürfen auch wenig bekannte und lokale Hilfswerke sein. Da macht Ihre Spende am ehesten einen Unterschied.
    Begründung: Grosse und bekannte Hilfswerke erhalten in der Regel hohe staatliche Beiträge (DEZA) bis zu vielen Millionen (Beispiele 2015: Helvetas 72.4 Mio, Terre des Hommes 13.1 Mio, Caritas 12.8 Mio, HEKS 9.8 Mio. und 11 weitere mit 5 Mio. oder mehr. Dennoch ist wenig über die Wirkung ihrer Arbeit zu erfahren. Quelle: Jahresbericht DEZA 2015 Statistik S 31-32)
  2. Schauen Sie sich in Ihrer Region um, und suchen Sie gezielt nach kleineren Hilfswerken. Wählen Sie Hilfswerke, die an konkreten Projekten arbeiten, konkret berichten, was sie dort tun, und auch, was sie dort bisher erreicht haben. Fragen Sie im Zweifel nach. Akzeptieren Sie auch Fehler, wenn Sie sich überzeugen können, dass daraus gelernt wird. Halten Sie aber Kontakt und lassen Sie sich berichten, was geschieht.
    Begründung: Viele lokal verwurzelte kleine HW arbeiten mit viel Engagement, Herzblut und nahe an den Menschen, für die sie etwas zu tun versuchen. Lernfähigkeit ist wichtiger als vermeintliches Expertentum. Und: Konkurrenz auch für grosse HW tut gut. Denn es gibt viele, manchmal verschlungene, Wege zum Erfolg (und zum Gegenteil).
  3. Wir empfehlen Spenden für Tätigkeiten mit folgenden Themenkreisen:
    -Ländliche Entwicklung, kleinbäuerliche Landwirtschaft
    -Schul- und Berufsbildung
    -Lokales Klein)-Gewerbe mit Schaffung von Arbeitsplätzen
    -Gesundheit, namentlich für Mutter und Kind
    -Hygiene, Aufklärung und Familienplanung (siehe Pt 4)
    Begründung: Diese Bereiche können langfristig am meisten bewirken, erhalten aber gleichzeitig am wenigsten Aufmerksamkeit, da wenig medienwirksam.
  4. Wir empfehlen ab jetzt insbesondere Programme und Projekte, bei denen das Thema Familienplanung berücksichtigt wird.
    Begründung: Unkontrolliertes Bevölkerungswachstum gehört zu den brennendsten Entwicklungsproblemen. Auch im Schweizer Entwicklungshilfegesetz ist demografisches Gleichgewicht als wichtiges Ziel genannt. Die offizielle Schweizer Entwicklungshilfe tut hier dennoch so gut wie nichts.
  5. Spenden Sie lieber regelmässig, z.B. monatlich, Beträge über einen längeren Zeitraum statt einmal und dann nicht wieder. Geben Sie dem Hilfswerk Spendenhöhe und -dauer bekannt.
    Begründung: Auch Hilfswerke müssen ihre Tätigkeiten planen können, um bestmöglich zu wirken. Dazu gehört, kommende Tätigkeiten auch finanziell budgetieren zu können. Wissen um in Zukunft zu erwartende Zuwendungen ist dabei sehr hilfreich.
  6. Siegel: Das ZEWO-Siegel sollte als Kriterium für EZA nicht wichtig genommen werden. Es sagt nichts aus über die Wirksamkeit und Effizienz der betroffenen Hilfswerke. Es bestätigt wenig mehr als Einhaltung von Buchhaltungsgrundsätzen.
    Begründung: Das ZEWO-Siegel wirkt eher als Konformitätskontrolle und als Türhüter, mit dem viele kleinere Organisationen von Geldern der DEZA, aber auch der Glückskette und vieler kantonaler und munizipaler Geber ferngehalten werden. Für kleine Hilfswerke ist das ZEWO-Siegel oft zu teuer und zu bürokratisch.
    Das einzige Siegel in der Schweiz mit Wirkung als wichtigem Kriterium ist unser eigenes: Das Aidrating-Transparenzsiegel. Bis 2014 trug World Vision Schweiz unser Siegel; neu ist es 2016 an Kinderhilfe Emmaus verliehen.

Das AidRating-Transparenzsiegel:

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PS: AidRating ist ein gemeinnütziger Verein, der seit 1994 unabhängig für Transparenz und Wirksamkeit in der EZA eintritt. Wir arbeiten ehrenamtlich. Auch AidRating kann Ihre Spende gut gebrauchen!

Text in Kurzform erschienen in einem Radio-Interview bei Radio Central am 29. November 2016.

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