DEZA-Koordinationsbüros in Botschaften intergrieren?

Am 5. Dezember erschien in der NZZ auf Seite 12 ein Beitrag, der die aktuell zur Diskussion stehende Integration der DEZA-Koordinationsbüros in die Vertretungen des EDA betraf:

http://www.nzz.ch/aktuell/schweiz/eda-reform-wirft-fragen-zur-nord-sued-politik-auf-1.18198121

Die Hauptbotschaft des Artikels scheint klar: Durch die Integration der DEZA-Koordinationsbüros (Kobüs) in die Auslandsvertretungen verliere die „Perspektive des Südens“ an Gewicht.

Der beklagte Verlust der Kobüs an Eigenständigkeit hat aber mit dieser Perspektive wenig zu tun. Diese sollten ursprünglich die Arbeit vor Ort unterstützen, tun dies aber immer weniger: Der Fokus verlagert sich seit Jahren weg von der eigentlichen Arbeit mit Betroffenen vor Ort hin zu einem Apparat, der auf die Zentrale ausgerichtet ist. Dort wiederum betrachtet man die abgeschotteten Koordinationsbüros in den Hauptstädten zunehmend als die eigentlichen „Aussenposten im Feld“.

Seit 1982 hatte ich mit einer ganzen Reihe von Koordinationsbüros in Asien, Afrika, Lateinamerika und Osteuropa zu tun. Zu beobachten war eine wachsende Gewöhnung der Kobüs an eine Art „Quasi-Aussenpolitik“: Gern involviert in „Policy-Dialoge“ aller Art mit Ministern, aber zunehmend entfernt vom eigentlichen „Feld“. Von daher ist die Integration der DEZA-Beamten in die EDA-Strukturen lediglich ein letzter Schritt in einer Logik, die von der DEZA selber seit Jahrzehnten vorangetrieben worden ist.

Längst im Gang ist die Erosion an Know-how und Praxisbezug der Schweizer IZA insgesamt. Immer häufiger wird die konkrete Durchführung wegdelegiert, zunehmend auch an grosse Player angelsächsischer oder deutscher Provenienz. Unter jenen, die die Realität vor Ort eigentlich am besten kennen, den mehrjährigen Projektmitarbeitern, finden sich kaum mehr Schweizer. Dies schadet uns langfristig und sollte uns weit mehr beunruhigen als der Machtverlust des DEZA-Apparates im EDA.

Die im Artikel zitierte externe Evaluation im Auftrag DEZA, in der von „Unmut“ über bisherige Reformen die Rede sein soll, ist gar nicht öffentlich zugänglich. Damit wirkt der Beitrag wie ein Schachzug höherer DEZA-Kader, die über Alliance Sud und wohlgesonnene Journalisten ausgewählte Informationen an die Öffentlichkeit schleusen. Mit ihnen soll wohl letztere zusammen mit politischen Entscheidungsträgern im Sinn ihrer eigenen Interessen beeinflusst werden.

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